Reichtum ohne Leistung

série: Histoire Suisse
éditeur: Rüegger Verlag
auteur: Kissling Hans
classement: biblio306
année: 2008
format: broché
état: TBE
valeur: 8 €
critère: *
remarques: deutsches Buch
Definition Erbschaften = Einkommen ohne Leistung

Kritik der unverdienten Erbschaften
vollständige Titel: Reichtum ohne Leistung,
die Feudalisierung der Schweiz
(Feudalismus = eine Form der sozialen, wirtschaftlichen
und politischen Ordnung, in der eine adlige Oberschicht
mit Grundherrschaft und verschiedenen Vorrechten ausgestattet ist)

>> etwas kompliziertes Buch, einige Grundgedanken,
aber hauptsächlich statistische Zahlen

1) die meritokratische Marktwirtschaft
latein meritum "der Verdienst", ist eine gesellschaftliche Ordnung,
in der die Fähigsten, unabhängig von der Herkunft,
die führenden Positionen einnehmen;
es soll damit langfristig Chancengleichzeit
in Politik und Wirtschaft gesichert werden

die Meritokratie steht in krassem Widerspruch zur Oligarchie,
in der die wichtigsten Positionen aufgrund der Herkunft verteilt werden,
es herrscht heute eine weitgehende Uebereinstimmung darüber,
dass in der Marktwirtschaft das meritokratische Prinzip
bestimmend für die Verteilung der Einkommen sein soll;
Einkommen sollen durch persönliche Marktleistungen,
also im Leistungswettbewerb in einer Leistungsgesellschaft zustande kommen

2) Verteilung des Reichtums wie fast im Feudalismus
Vermögenskonzentration
2003 27% der Steuerpflichtigen mit Vermögen null
2003 10 Steuerpflichtigen gleich gross wie die Summe der Vermögen von 64%
der Steuerpflichtigen vom untern Ende der Vermögenskala gerechnet
(also 10 besitzen gleich viel wie 2/3 der Steuerpflichtigen)

das "Top-Bottom-Aequivalent
es gibt an, wie viel Prozent der Steuerpflichtigen
vom untern Ende der Skala gerechnet
zusammen ein gleich grosses Vermögen besitzen,
wie ein Prozent der Reichsten der Steuerpflichtigen
2003 in Zürich 1% besitzt gleichviel wie 95% der Steuerpflichtigen

Konzentrationsfaktor Vermögen
gibt an wieviel grösser das Medianvermögen der reichsten Steuerpflichtigen
als das Medianvermögen aller Steuerpflichtigen ist
(Medianvermögen = das Vermögen jener Person, das genau in der Mitte steht,
wenn man alle Vermögen der Grösse nach sortiert)

die Superreichen in der Schweiz
gilt als Superreich wenn das Vermögen 100 mio Franken oder höher
(ohne Liegenschaft) aufweist,
gemäss Bilanz 2007 von den 300 Reichsten in der Schweiz,
sind 21% ansässig im Kanton Zürich,
die Top Ten in der Schweiz besitzen 143 Milliarden Franken,
die Geldaristokraten (Oeri, Bertarelli) und die Neureichen (Blocher, Hayek)

die Definition Nepotismus: ist die Besetzung von Posten mit Familienmitgliedern
oder eine übermässige Vorteilsbeschaffung für diese gemeint

Schätzung der Erbanfälle in der Schweiz innerhalb von 30 Jahren:
insgesamt 178'000 Personen haben rund 969 Milliarden Franken
innerhalb der letzten 30 Jahren(bis 2007) in Form einer Erbschaft erhalten,
umgerechnet auf ein Jahr ergibt es folgende Werte:
in den nächsten 30 Jahren erben pro Jahr durchschnittlich 4 Personen
ein Vermögen von mehr als eine Milliarde Franken

Vermögensanteil der reicheren 10% (gemäss Wider report 2006 der UNO):
Schweiz 71%, USA 70%, gefolgt von Indonesien und Dänemark (65%), Frankreich (61%),
Schweden (60%), England (56%), Indien (53), weiter Deutschland 44%,
also von diesen Ländern steht die Schweiz an der Spitze
der mit diesem Indikator gemessenen Ungleichheit der Vermögensverteilung

3) die Schattenseite der feudalen Marktwirtschaft
- Ungleichheit bremst Wirtschaftswachstum
(z.B. niedrige Einkommen erschweren, dass Menschen in ihre Ausbildung
und Weiterbildung investieren können)
- Steuererleichterungen für Reiche
(führen z.T. zu einer Knappheit bei den öffentlichen Finanzen)
- Skandalisierung der Managerlöhne
- explodierende Grundstückspreise

die feudale Perversion "Erbschaftssteuern" für Nichterbende
nach Art. 328 und 329 des ZGB müssen die direkten Nachkommen
für den Unterhalt ihrer Eltern aufkommen, wenn die eigenen Mittel nicht ausreichen,
die Verwandtenunterstützungspflicht kann von den Behörden
bei einem Einkommen der direkten Nachkommen
ab Fr. 60'000.- bei Alleinstehenden, bzw. 80'000 bei Verheirateten eingefordert werden

während gewisse Kantone die Erbschaftssteuer für direkte Nachkommen abschafft,
werden jene, die keine Aussicht auf ein Erbe haben,
mit einer umgekehrten Erbschaftsteuer (in der Reihenfolge ihrer Erbberechtigung) belegt

diese Situation ist geradezu grotesk:
die Pflicht, in finanzielle Not geratene Eltern zu unterstützen,
kommt einer "umgekehrten", bzw. pervertierten Erbschaftssteuer gleich

4/ Bausteine einer fairen Marktwirtschaft
"jeder sollte seine Chance bekommen"

4.1 Einführung einer Steuer auf hohe Erbschaften
Definition Erbschaften = Einkommen ohne Leistung
Erbschaftssteuer ist einfach, effizient und fair

Argumente gegen eine Erbschafts- und Schenkungssteuer
- zusätzliche Steuerlast (Mehrfachbesteuerung)
- Gefährdung kleinerer und mittlerer Unternehmen (kann aber vermieden werden,
z.B. durch einen Freibetrag, wenn in die eigene Firma investiert wird)
- Abwanderung der Superreichen

Argumente pro
- Ertrag aus Erbschafts- und Schenkungssteuerkann andere Steuern senken

5/ die Chancen für eine faire Marktwirtschaft

Ordoliberale sind für eine marktwirtschaftliche Wirtschafsordnung,
die durch Privateigentum, freien Wettbewerb und soziale Gerechtigkeit geprägt ist

>> ein interessantes Buch, z. Teil recht schwierig zu verfolgen,
aber ein ist sicher Erbschaftssteuer für hohe Erbschaften
wäre ein Zeichen für eine faire Vermögensverteilung
mit erstmals publizierten Zahlen dokumentiert Kissling
die enorme Kluft nicht nur zwischen Arm und Reich,
sondern auch zwischen dem Mittelstand und den Reichsten der Schweiz,
die Ungleichheit in der Verteilung der Vermögen hat ein Ausmass erreicht,
das den Verhältnissen im Feudalismus nahe kommt

welche Mechanismen stehen hinter dieser extremen Ungleichheit?
was für Risiken birgt diese Ungleichheit für Wirtschaft und Gesellschaft
und was kann die Politik gegen eine solche Entwicklung unternehmen?
Antworten auf diese Fragen werden in diesem Buch vorgeschlagen
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